Montag, 1. März 2004

Die Legende von Engel und Minotaurus


Prolog – Totenwache
(Im Schattenreich um Erlösung betend)

In Dunkelheit versunken, die Augen längst geschlossen
Von Sehnsucht halb zerfressen, verblutet und zerflossen
Regungsloses Warten und hoffnungsloses Flehen
Stummes Resignieren und quälendes Verstehen


Akt I – Trümmerherz
(Kreatur in mir, tausendfach verdammt)

Vor mir liegt ein Abgrund, tausend Ängste tief
Nur deine Schwingen können diese Grenze überqueren
In mir erwacht die Bestie die tausend Träume schlief
Nur deine Klingen können sich ihrem Zorn erwehren

Die Mauern um mein Herz haben ein Labyrinth erschaffen
In ihm lebt die Bestie, Kreatur aus Hass und Waffen
Mächtig ist ihr Schlag und donnernd ist ihr Schritt
Tötet jedes Wesen das zu nah meinem Herzen tritt

In mir toben Kriege, tausend Tode alt
Nur deine Wut kann meine Ketten mir durchtrennen
In mir rasen Schatten, tausend Lügen kalt
Nur deine Glut kann sie auf immerdar verbrennen


Akt II – Klingentanz
(Tosender Wirbelsturm aus blankem Stahl)

In mir erschallt der Kriegsgesang, erklingt zum ersten Kampfeslärm...

Alsbald entbrennt die letzte Schlacht
Verzerrt von tausend Spiegeln
Mein Herz ergriffen von dunkler Macht
Es auf ewig zu versiegeln
Stählern’ Axt und flammend’ Schwert
Ein blutig-roter Reigen
Schlag um Schlag die Luft durchfährt
Kein’ Funken Furcht zu zeigen

Dumpfes Dröhnen hallt durch mein Herz
Von gierig’ Mäulern wundgebissen
Schrilles Kreischen entfährt der Wand
Von blutig’ Klauen tief gerissen

Waffenklingen wiederhallt
Echo bricht die Stille
Der Hoffnung wird es bitter kalt
Zu brechen droht ihr Wille
Das Gesicht von tausend Schrecken bleich
Doch Flammen lodern gleißend
Nicht pariert ihr letzter Streich
Tödlich’ Wunde reißend

In mir erstirbt der Kriegsgesang, verklingt zum letzten Requiem...

Akt III – Seelenscherben
(Böses Erwachen aus törichtem Traum)

Eiseskälte lähmt mein Herz
Blutfontänen himmelwärts
Das Monster in mir, rasend vor Schmerz
Dem Tode längst gewiss

Tausend Spiegel an den Wänden, kein Beginnen und kein Enden
Doch die Bestie sieht sich im Spiegel nicht, denn es wird ihr gewahr mein eigen Gesicht

Der Minotaurus mein Antlitz trägt
Sein Aufprall mein sterbend’ Herz bewegt
Stahl und Klaue sich nimmermehr regt
In ewiger Finsternis

Tausend Spiegel an den Wänden, kein Beginnen und kein Enden
Zerschlage sie zu tausenden Scherben, tausend mal tausendfach seh ich mich sterben


Akt IV – Funkenkeim
(Von Hoffnung gesät, von Blut genährt)

Maskiert – Verborgen vor allen
Ich selbst hielt die Wacht an meinem Seelentor
Im Spiegellabyrinth gefallen
Mein Tod erweckt zum Leben was vor Jahren erfror

Des Engels Hoffnung einen Keim gesetzt
Des Monsters Blut seinen Leib benetzt
Des Krieges Hitze schenkt ihm sanften Brand
Des Friedens Ruh hält eine schützend’ Hand

Erweckt – Ein erstes Regen
Zaghaftes Streben nach neuer Kraft
Der Spross sucht nach seinen Wegen
Auf das der Funke ein neues Feuer entfacht

Tausend Worte mag es noch dauern, bis die Liebe in mir wiedererblüht
Tausendfach Gefahren lauern, auf das der letzte Hass in mir verglüht


Nachspiel - Irrlicht
(Des bitteren Schauspiels zartes Nachglühen)

Zwischen Spiegelscherben und vereistem Stein
soll mein blutend’ Herz neu geboren sein
Seh ein Licht, nachdem eine Ewigkeit blind
Nur mit dir ich jemals Frieden find..


© Lone-März-2004
LONE

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